Wer erkennt es – November 2025
Das Jahr nähert sich dem Ende, die kalte Jahreszeit beginnt und die Natur um uns herum stirbt einen kleinen Tod. Alles sieht trist und traurig aus. In diesem Monat kommen einem leicht die Gedanken an Tod und an die Verstorbenen. Und da kommt mir ein Lied in den Sinn, welches mir empfohlen wurde. Und es passt genau in die Stimmung dieses Monats. Hier der Text:
Früh am Morgen
Ich habe eine Nachricht auf meinem Handy.
Es ist meine Mutter, die sagt: "Liebling, bitte komm nach Hause"
Ich befürchte das Schlimmste
Aber wie konntest du uns alle zurücklassen?
Es gibt so viel zu sagen, aber es ist so wenig Zeit
Wie soll ich Abschied nehmen
Von jemandem, der mich mein ganzes verdammtes Leben lang begleitet hat?
Du gabst mir meinen Namen und die Farbe deiner Augen
Ich sehe dein Gesicht, wenn ich meins anschaue
Also wie soll ich, wie soll ich, wie soll ich Lebewohl sagen?
Wenn ich etwas nicht schaffte, sahst du immer das Beste in mir
Richtig oder falsch, du warst immer auf meiner Seite
Aber ich habe Angst davor, wie das Leben ohne dich ist
Und ich sah die Art, wie sie in deine Augen schaute
Und ich verspreche, wenn du gehst, sorge ich dafür, dass es ihr gut geht.
Also, wie nehme ich Abschied
Von jemandem, der mich mein ganzes verdammtes Leben lang begleitet hat
Du gabst mir meinen Namen und die Farbe deiner Augen
Ich sehe dein Gesicht, wenn ich meines anschaue
Also wie soll ich, wie soll ich, wie soll ich Lebewohl sagen?
Und es gibt keine Art, wie du mich je im Stich lassen könntest
Ich werde etwas Zeit schinden und neu anfangen
Du wirst immer mein engster Freund sein
Und eines Tages werden wir es geschafft haben
Halt einfach das Licht, halt einfach das Licht
Also, wie nehme ich Abschied
Von jemandem, der mein ganzes verdammtes Leben mit mir verbracht hat?
Du gabst mir meinen Namen und die Farbe deiner Augen
Ich sehe dein Gesicht wenn ich meines anschaue
Also, wie soll ich, wie soll ich, wie soll ich Lebewohl sagen?
Also, wie soll ich, wie soll ich, wie soll ich Lebewohl sagen?
Ein Lied vom Abschied nehmen von einer geliebten Person. Das ist nie leicht. Das ist immer schwer.
Worte des Trostes gehen an einem vorüber und trösten nicht. Worte des Beileides nimmt man zur Kenntnis, aber sie berühren einen nicht. In der unmittelbaren Zeit nach dem Sterben funktioniert man erst einmal nur. Wenn die Formalitäten getan sind, die Beerdigung vorüber und man an dem leeren Tisch sitzt, wenn die Weihnachtszeit kommt oder der Geburtstag sich jährt: dann beginnen die schweren Zeiten.
Wenn man keinen hat, der einen direkt unterstützen kann, kann man sich an einen professionellen Trauerbegleiter wenden. Oder man ruft die Telefonseelsorge an, die unter 0800/111 0 111 und 0800/111 0 222, die rund um die Uhr erreichbar ist.
Wie gut ist es, dann jemanden an seiner Seite zu haben. Jemanden, mit dem man Erinnerungen austauschen kann an die guten Zeiten, die man miteinander hatte. Jemanden an der Seite zu haben, der einen auffangen kann und der versteht, welchen Verlust man erlitten hat.
Von einem unbekannten Verfasser kommen diese Worte:
Abschied nehmen fällt so schwer,
dein Platz, er ist nun leer.
Was du an Liebe uns gegeben,
dafür ist jeder Dank zu klein.
Was wir an dir verloren haben,
das wissen wir nur ganz allein.
So nach und nach kommt man dann in den Alltag hinein. Man vergisst nicht, man lernt mit den Verlusten, die einem das Leben beifügt, zu leben. Es ist eine Erfahrung, die jeder von uns in seinem Leben machen muss. Und dennoch zerreißt es in dem Moment des Abschiedes das Herz.
Vielleicht hilft in diesem Moment ein Psalm, der als Inbegriff des Trostes verstanden werden kann.
Psalm 23:
Der HERR ist mein Hirte,
mir wird nichts mangeln.
Er weidet mich auf einer grünen Aue
und führet mich zum frischen Wasser.
Er erquicket meine Seele.
Er führet mich auf rechter Straße
um seines Namens willen.
Und ob ich schon wanderte im finstern Tal,
fürchte ich kein Unglück;
denn du bist bei mir,
dein Stecken und Stab trösten mich.
Du bereitest vor mir einen Tisch
im Angesicht meiner Feinde.
Du salbest mein Haupt mit Öl
und schenkest mir voll ein.
Gutes und Barmherzigkeit
werden mir folgen mein Leben lang,
und ich werde bleiben
im Hause des HERRN immerdar.
Im Refrain des Liedes heißt es: „Also, wie nehme ich Abschied
Von jemandem, der mein ganzes verdammtes Leben mit mir verbracht hat?
Du gabst mir meinen Namen und die Farbe deiner Augen
Ich sehe dein Gesicht, wenn ich meines anschaue
Also, wie soll ich, wie soll ich, wie soll ich Lebewohl sagen?“
Man wird an die Person immer wieder erinnert: durch den Blick im Spiegel, durch Gesten und Gewohnheiten, durch Gegenstände oder Landschaften. Ist das schlimm? Wenn es einem gelingt, diese gefühlten negativen Gedanken in positive umzuwandeln, das wäre es. Aber wie kann einem das gelingen? Vielleicht der Gedanke: du bist nicht vergessen, schau einmal, wie es jetzt aussieht. Du bist nicht vergessen, ich mache das immer noch so, weil es gut ist. Du bist nicht vergessen, du lebst in mir weiter. Einen Versuch ist es wert.
Und? Wer hat es erkannt? Es ist das Lied „How do I say goodbye“ von Dean Lewis. Es erschien am 02. September 2022, war in Deutschland jedoch lediglich auf Platz 22.
„Ich habe dieses Lied über meinen Vater geschrieben, als bei ihm Krebs diagnostiziert wurde“, so Dean Lewis auf Instagram über „How Do I Say Goodbye“. „Und ich hatte das Glück, ihm dieses Lied vorspielen zu können, da er jetzt in Remission ist.“
Über die Entstehung des Tracks sagt der Australier: „Ich glaube nicht, dass ich jemals wieder einen so guten oder bedeutungsvollen Song wie diesen schreiben werde… obwohl ich nicht aufhören werde, es zu versuchen. Es war ein unglaublich emotionaler Song, den ich für mich schreiben musste. Ich bin ein paar Mal zusammengebrochen.“ https://bleistiftrocker.de/dean-lewis-singt-emotionalen-song-fuer-seinen-krebskranken-vater/
Ich wünsche uns allen, dass wir keine Verluste erleiden müssen. Ich weiß aber, dass das nicht möglich ist. Daher ändere ich diesen Wunsch ab: ich wünsche uns allen die Kraft, gut mit unseren Verlusten umzugehen und immer jemanden an unserer Seite zu fühlen.
geschrieben von Kirsten Gutleben
