Konzept gegen sexualisierte Gewalt in der Kirche
Als Vertreterin, wenn auch ehrenamtlich, in der ev.-luth. Landeskirche Hannovers habe ich in diesen Tagen es nicht so leicht. Denn auch in der evangelischen Kirche haben Pastoren und andere Menschen, die hier als Angestellte oder ehrenamtlich arbeiten, das Verbrechen von sexualisierter Gewalt an Menschen verübt, die in einem Vertrauensverhältnis zu ihnen standen. Auch in den evangelischen Kirchenleitungen wurden solche Taten runtergespielt und vertuscht. Das kann ich nicht gutheißen und ich beschäftige mich mit diesen Gedanken bei jeder neuen Nachricht, egal wo und wann ein sexueller Übergriff stattgefunden hat.
Diese Taten passieren nicht nur in der evangelischen Kirche, ok. Aber egal, wo sie passieren: sie müssen entdeckt und offen verfolgt werden. Damit Täter und Opfer Gerechtigkeit erlangen.
Was mich erschüttert: Diese Taten sind meist von langer Hand vorbereitet. Die Täter haben in den Tatorten ein solides und moralisches Erscheinen, nach außen. Und dann kommt es zum Übergriff.
Die evangelische Kirche hat aus diesem Grund die Kirchengemeinden dazu aufgefordert, ein Konzept gegen sexualisierte Gewalt in der Kirche zu erstellen. Damit sollen alle in der Kirche Tätigen für dieses Thema sensibilisiert werden. Und wenn etwas passiert, dann ist der Verfahrensweg klar geregelt. So kann nichts verschwiegen und unter den Tisch gekehrt werden.
Ein solches Konzept haben wir als Kirchengemeinde auch erstellt. Wenn es Sie interessiert, können Sie es auf der Webseite einsehen (auf der Startseite ganz unten) oder es im Kirchenbüro einsehen.
In diesem Konzept ist auch enthalten, dass Schulungen für Angestellte und Gruppenleitungen durchgeführt werden sollen. Diese Schulungen finden jetzt nach und nach statt. Im Januar wurde eine solche Veranstaltung in Bokeloh durchgeführt, an der unser Kirchenvorstand und auch eine erste Gruppenleitung teilgenommen hat. Es hat uns gezeigt, wie unterschiedlich wir verschiedene Situationen einschätzen und sind mit den insgesamt 30 Teilnehmern intensiv ins Gespräch gekommen.
Ich hoffe, dass mit diesen Schulungen die Menschen in unserer Gemeinde einen offenen Blick bekommen, so dass es nicht zu solchen Übergriffen kommen kann. Das wäre vermutlich nicht nur für mich sehr schwer zu ertragen.
Ein Beitrag von Kirsten Gutleben